TAVI

Neue Herzkraft dank filigraner Kathetertechnik

Von Tobias Lemser · 2019

Atemnot unter leichter körperlicher Belastung kann ein Warnzeichen für einen Herzklappenfehler sein. Um mögliche irreparable Schäden am Herzmuskel zu verhindern, setzen Kardiologen immer häufiger auf die minimal-invasive Operationstechnik TAVI, die seit Jahresbeginn mit einer neuartigen und noch innovativeren Methode für Aufsehen sorgt.

Ärzte im OP-Saal.
Minimal-invasive Herzklappen-OPs sind weiter auf Erfolgskurs. Foto: iStock/ake1150sb

Bei Action-Held Arnold Schwarzenegger wurde sie bereits diagnostiziert, bei Ex-Fußballer Berti Vogts auch, genauso wie bei dem inzwischen verstorbenen Schauspieler Robin Williams: Die Rede ist von einer Herzklappenerkrankung – ein nicht seltenes Herzleiden, von dem hierzulande schätzungsweise mehrere hunderttausend Menschen betroffen sind. 

Verengung an der Aortenklappe

Die häufigsten, mit Beschwerden einhergehenden Herzklappenfehler betreffen die linke Herzhälfte, also die Aorten- und Mitralklappe. Bei einer Aortenklappenstenose, die durch einen eingeschränkten Blutfluss gekennzeichnet ist, gehören Druck und Schmerzen im Brustkorb sowie Atemnot bei geringen Belastungen zu den auffälligsten Symptomen. Müssen leichte Formen dieser am meisten diagnostizierten Herzklappenerkrankung lediglich regelmäßig unter Kontrolle bleiben, sind fortgeschrittene Erkrankungsstadien nur operativ in den Griff zu bekommen – so wie bei Schwarzenegger, Vogts und Williams. 

Nicht nur die künstlichen Herzklappen selbst werden immer filigraner und bestehen aus verträglicheren Materialien, auch die Verfahren, wie die Herzklappenprothesen ins Herz gelangen, entwickeln sich stetig weiter. Nachdem über Jahrzehnte die OP am offenen Herzen als alternativlos galt, ist heute die Transkatheter-Aortenklappen-Implantation, kurz TAVI, immer häufiger das Mittel der Wahl. Zumeist werden diese Eingriffe per Katheter entweder durch die Leiste oder über einen kleinen chirurgischen Schnitt an der Herzspitze durchgeführt. Deutschlandweit gab es im Jahr 2017 knapp 20.000 TAVI-Eingriffe – ein Anstieg von 15,5 Prozent zum Vorjahr. 

TAVI: Motorisiert zur defekten Klappe

Und der medizinische Fortschritt geht immer weiter, wie die Universitätsmedizin Mainz mit einer neuen Methode unter Beweis stellt. Als europaweit erste Kardiologen konnten die Mainzer Herzspezialisten im Februar einem Patienten das neueste Modell einer künstlichen Aortenklappe implantieren, das mit einem Elektromotor von außen kontrolliert über einen Katheter freigesetzt wird. Mit gleich mehreren Vorteilen für Patienten und Implanteure: Angesichts der neuartigen motorisierten Freisetzung der Herzklappe sind sowohl eine sehr kontrollierte Implantation als auch eine noch exaktere Positionierung möglich. Zudem erlaubt nicht nur das biegbare Kathetersystem eine schonende Steuerung über den Aortenbogen, auch sind dank der speziellen Form des Implantats geringere Undichtigkeiten neben der Klappe möglich – ein Benefit, der sich gerade bei Hochrisikopatienten positiv auswirkt.

Wussten Sie schon, dass …

… unser Herz aus vier Herzklappen, der Aortenklappe, der Mitralklappe, der Trikuspidalklappe und der Pulmonalklappe, besteht?

… neben der Aortenklappenstenose die Mitralklappeninsuffizienz der häufigste Herzklappenfehler ist?

… die meisten biologischen Herzklappen entweder aus Aortenklappen von Schweinen oder aus Herzbeutelgewebe von Rindern hergestellt werden?

… im Jahr 2017 deutschlandweit knapp 29.000 Aortenklappen eingesetzt wurden? 

… in Berlin die meisten und in Bremen die wenigsten Menschen pro 100.000 Einwohner in 2017 mit Herzklappenkrankheiten vollstationär behandelt wurden?

Quelle: Deutsche Herzstiftung e. V., 2018

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