Diagnose Herzinsuffizienz

Ursache „verrostetes” Eiweiß

Von Sarah Schroth · 2020

Bei der Herzinsuffizienz pumpt das Herz mit weniger Kraft und die Leistungsfähigkeit sinkt. Heilung ist meist nicht möglich. Oder in Zukunft doch? Ein deutsches Forschungsteam kennt jetzt die molekulare Ursache – und konnte diese im Reagenzglas beseitigen.

Eine ältere Dame, die beim Gehen Probleme mit dem Herzen hat.
Wenn bereits ein Spaziergang als anstrengend empfunden wird, könnte eine Herzschwäche dahinterstecken. Foto: iStock / KatarzynaBialasiewicz

Zuerst litt der 50-jährige Tim nur unter leichter Kurzatmigkeit beim Fußballspielen, zwei Jahre später unter Atemnot beim Treppensteigen und unklarer Gewichtszunahme. Es dauert vier Jahre bis die Diagnose „Herzinsuffizienz“ gestellt und eine medikamentöse Therapie begonnen wird. So ähnlich klingt die Krankengeschichte vieler der circa vier Millionen Patienten in Deutschland mit progredienter Herzschwäche, bei der die Elastizität des Herzmuskels verloren geht und das Herz steifer wird. Viele Betroffene schieben ihre Symptome zunächst auf Alterserscheinungen oder Alltagsstress und bleiben lange Zeit unbehandelt. Das kann fatale Folgen haben. 

Diagnose Herzinsuffizienz​: Grunderkrankung therapieren

Die Ursachen für eine Pumpschwäche sind mannigfaltig. Oft ist sie das Resultat einer fortschreitenden Herz-Kreislauf-Erkrankung, wie Bluthochdruck oder Veränderungen der Herzklappen oder der Gefäße, die Blut zum Herzen transportieren. Da viele dieser Erkrankungen behandelbar sind, ist es wichtig die Grunderkrankung zu therapieren, um einer Verschlimmerung vorzubeugen. Lange Zeit galt die Herzinsuffizienz als ein sicheres Todesurteil. Das hat sich in den letzten Jahrzehnten zum Glück verändert. Besonders im frühen Stadium kann durch die konsequente Behandlung mit Medikamenten und ausreichend Bewegung eine Herzschwäche gut kompensiert werden, sodass mit einer normalen Lebenserwartung und nur leichten Alltagseinschränkungen zu rechnen ist. 

Ansatz für neue Medikamente

Warum der Herzmuskel an Elastizität verliert, das hat jüngst ein Forschungsteam unter Federführung der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) und Beteiligung der Ruhr-Universität Bochum (RUB) herausgefunden: Bei Herzschwäche sind bestimmte Stellen des Proteins Titin, vor allem der elastische Teil, oxidiert, also quasi verrostet. Das größte Eiweiß im menschlichen Körper sorgt dafür, dass sich der Herzmuskel ausdehnen und wieder zusammenziehen kann. Das neue Wissen kann als Ansatzpunkt für die Entwicklung von Medikamenten dienen, die das Titin vor Oxidation schützen oder sogar bereits oxidiertes Titin wieder reduzieren. „Damit könnte man dem Herzmuskel seine Elastizität wieder zurückgeben“, so das Forschungsteam. Im Reagenzglas habe das schon geklappt.

Wussten Sie schon, dass …

… die Herzschwäche zu den häufigsten Anlässen für Krankenhausaufenthalte zählt? Jährlich kommt es zu rund 465.000 Klinikaufnahmen. 

… die Zahl der Patienten mit Herzschwäche auf bis zu vier Millionen in Deutschland geschätzt wird? Jährlich sterben über 40.000 Menschen daran. 

… die Herzschwäche als „Epidemie des 21. Jahrhunderts“ eingestuft wird? Der Grund: Bedingt durch die steigende Lebenserwartung dürfte die Zahl der Betroffenen weiter zunehmen.

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