Überlebenschance bei Herztod

Wenn jede Minute zählt

Von Tobias Lemser · 2024

Bundesweit sterben jedes Jahr rund 65.000 Menschen am plötzlichen Herztod. Lebensrettend kann dann nicht nur ein implantierbarer Defibrillator wirken. Freiburger Forschende haben zudem eine Therapie für den Notfalleinsatz vor Ort entwickelt, welche die Überlebenschance deutlich erhöht.

Oberkörper einer Person mit schmerzender Brust, davor ein EKG-Graph, Herzinfarkt
Foto: iStock/wildpixel

Es ist einer dieser Schockmomente, der Menschen von jetzt auf gleich vollkommen unerwartet aus dem Leben reißt: der plötzliche Herztod. Jüngstes prominentes Beispiel: der 63-jährige Fußball-Weltmeister Andreas Brehme. Zumeist passiert es schlagartig: Die betroffene Person fällt um, reagiert und atmet nicht mehr – eine absolute Notfallsituation, in der unverzüglich mit wiederbelebender Herzdruckmassage begonnen werden muss. Denn jede Minute Herzstillstand verringert die Überlebenschance um zehn Prozent. 

Lebensretter Defibrillator

Doch es gibt gewisse Warnzeichen. Ein Großteil der Überlebenden berichtet nach der Wiederbelebung von Herzrasen, Atemnot oder Brustschmerz. Untersuchungen plötzlich Verstorbener ergaben, dass bei 75 Prozent eine Verengung der Herzkranzgefäße in Verbindung mit Herzrhythmusstörungen als Ursache vorlag. Weitere Gründe: Herzmuskelentzündung und Herzinsuffizienz. Deshalb ist es wichtig, bestehende Grunderkrankungen wie Bluthochdruck sowie Herzerkrankungen behandeln und kontrollieren zu lassen. Präventiv, aber auch nach überstandenem Ereignis kann ein implantierbarer Kardioverter-Defibrillator helfen und Schutz vor einem erneuten Ereignis bieten. Dieses kleine, heute zumeist unter der Haut eingepflanzte Elektroimpulsgerät ist imstande, lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen zu erkennen und dem Herz bei Bedarf auf die Sprünge zu helfen.

Verbesserte Notfallversorgung sorgt für höhere Überlebenschance bei Herztod

Wie nach einem plötzlichen Herzstillstand die Überlebenschance erhöht werden kann, zeigten zuletzt ein Ärzteteam und Forschende des Universitätsklinikums Freiburg in einer Studie mit 69 Teilnehmenden. „Mit der eigens von uns entwickelten Therapie ‚CARL‘ und einer neuen Herz-Lungen-Maschine ist uns ein Durchbruch in der Notfallmedizin gelungen“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Friedhelm Beyersdorf. Gab es bisher zehn Minuten nach einem Herzstillstand kaum noch Hoffnung auf Überleben, verlängert sich diese Zeitspanne nun deutlich – dank der Messung und Steuerung von Blutwerten. Denn mittels Doppelpumpensteuerung wird der pulsatile Blutfluss erhöht und ein hoher Blutdruck erzeugt, sodass sich der Sauerstoffgehalt präzise steuern lässt. 42 statt wie bisher zehn Prozent der Betroffenen überlebten so das Ereignis – bei guter neurologischer Regeneration. Und: Da das handliche Gerät in jedem Rettungswagen Platz findet, kann es direkt überall vor Ort zum Einsatz kommen.

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