Medizinischer Fortschritt

Auf der Überholspur

Von Nadine Effert · 2020

Ob Tollwutimpfung, Chemotherapie, Herzschrittmacher oder Computertomografie, über die letzten Jahrhunderte hinweg hat die Medizin enorme Fortschritte gemacht. Ein hochwertiges Gesundheitswesen wäre ohne medizintechnischen Fortschritt und Innovation nicht denkbar. Einen wichtigen Treiber stellt die Digitalisierung dar.

Verschiedene Symbole, die für den Fortschritt in der Medizin stehen.
Schon heute spielt die Digitalisierung im Gesundheitswesen eine große Rolle. Foto: iStock / metamorworks

Er ist das Gegenteil von Rückschritt oder Stillstand. Mit ihm einher geht eine Entwicklung, die zu Verbesserungen, Erleichterungen oder Verschönerungen führen soll. Auf der anderen Seite besteht der Druck, mit ihm Schritt zu halten, nicht von ihm abgehängt zu werden. Die Rede ist – ganz klar – vom Fortschritt. Fortschritt lässt sich überall erreichen und beobachten, sei es zum Beispiel auf der gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen, technischen oder medizinischen Ebene. Wissen und Fortschritt wachsen im Bereich Medizin exponentiell: Verdoppelte sich das medizinische Wissen in den 1950er-Jahren etwa alle 50 Jahre, brauchte es dafür im Jahr 2010 nur dreieinhalb Jahre und Schätzungen zufolge in diesem Jahr gerade einmal 73 Tage.

Verbesserte Diagnose und Behandlung

Die Wirkungen des medizinischen Fortschritts sind hierzulande für die Menschen unübersehbar: Er führt zu einer besseren (Früh-)Erkennung von Krankheiten und ermöglicht, Krankheiten, die einst als unheilbar galten, zu heilen. In den vergangenen Jahrzehnten trugen die Errungenschaften wesentlich zu einer deutlich gestiegenen Lebenserwartung und -qualität bei. Beispiel Herz-Kreislauf-Krankheiten: Laut Deutschem Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e. V. hat sich zum Beispiel die Zahl der Herzinfarkttoten seit 1980 halbiert, unter anderem dank einer verbesserten Notfallversorgung. In Deutschland trägt rund eine Million Menschen einen Herzschrittmacher in ihrem Brustkorb, weil ihr Herz nicht mehr im richtigen Takt schlägt. Er bewahrt die Patienten nicht nur vor einem frühen Tod, er ermöglicht ihnen sogar ein gewöhnliches Leben ohne Einschränkungen. Und Herzrhythmusstörungen? Die können heutzutage via medizinscher App auf dem Smartphone oder mittels EKG in Form einer smarten Uhr am Handgelenk aufgespürt werden, mit dem Ziel Schlaganfälle zu vermeiden. 

Medizinischer Fortschritt: Wechselspiel mit digitaler Technik

Medizin und Technik stehen in einem dynamischen Wechselspiel zueinander. Neue Wege in der Diagnostik und Therapie werden heute in verstärktem Maße durch eine ausgefeilte und erweiterte Technik eröffnet. Wichtig ist, dass neue Produkte und Prozesse aus der Forschung und Entwicklung möglichst schnell in die Versorgung, also zu den Patienten, gelangen. Das zeigt sich aktuell in der Corona-Krise, aber auch grundsätzlich mit Blick auf den demografischen Wandel und die Alterung der deutschen Bevölkerung. Es braucht auch weiterhin medizinische Innovationen als Lösungsansätze und Investitionen in die Gesundheit der Menschen. Um den medizinischen Fortschritt zum Patienten zu bringen, da sind sich die Experten einig, müsse man sich verstärkt für die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung einsetzen. Frage ist nicht ob, sondern wie. Dass digitale Lösungen den medizinisch-technischen Fortschritt weiter vorantreiben können, davon sind auch drei Viertel der Deutschen überzeugt. Fast ebenso viele erwarten, dass digitale Technologien für genauere Ergebnisse sorgen werden. Acht von zehn Bundesbürgern sind sich aber auch sicher, dass die menschliche Forschungsleistung nicht durch Künstliche Intelligenz ersetzt werden kann. Zu diesen Ergebnissen kam eine im November 2019 veröffentlichte repräsentative Umfrage im Auftrag des Biotechnologie-Unternehmens Amgen. 

Chancen der Telemedizin

Was in Schweden schon länger Usus ist, bremste der deutsche Gesetzgeber – und der teils skeptische Patient – bislang eher aus: Videosprechstunden. Jetzt, während der Corona-Pandemie, in denen ein Arztbesuch insbesondere für Menschen aus Risikogruppen aufgrund der potenziellen Ansteckungsgefahr zu gefährlich ist, erfreuen sie sich steigender Beliebtheit – auf beiden Seiten: Laut „Ärzteblatt“ haben sich inzwischen 5.000 Ärzte für die zertifizierte Videosprechstunde registriert.

„Digitale Technologien erweisen sich gerade als unverzichtbar, um unsere Gesellschaft am Leben zu erhalten. Zugleich spüren wir gerade schmerzhaft, in welchen Lebensbereichen – etwa in der Bildung oder der Medizin – wir in der Vergangenheit zu nachlässig bei der Einführung digitaler Lösungen waren“, resümiert Bitkom-Präsident Achim Berg. So müssten nach Ansicht des Branchenverbands im medizinischen Bereich noch nicht lizensierte Telemedizinangebote schnell und unbürokratisch in die Regelabrechnung kommen. Auch Ärzte sollten Onlinesprechstunden abrechnen können, denn sie reduzieren unmittelbar das Infektionsrisiko und sichern die medizinische Versorgung. Auch solche Entscheidungen sind es letztlich, die Fortschritt in der Medizin ermöglichen – und das langfristig, auch über die Pandemie hinaus.

Quellen:
www.herzstiftung.de
www.kardiologie.org
www.stiftung-gesundheitswissen.de

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