Prävention bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Weniger Herztote, aber keine Entwarnung

Von Nadine Effert · 2019

Mehr Aufklärung, bessere Präventionsprogramme, mehr Investitionen in die Forschung – so lauten die Forderungen von Seiten kardiologischer Experten. Der Grund: Es gibt zwar gute, aber eben auch schlechte Nachrichten aus der Herzmedizin zu berichten. Ein Blick in den neuesten Deutschen Herzbericht zeigt, worum es geht.

Obst und Gemüse zu einem Herz angeordnet, neben einem Stethoskop.
Durch gesunde Ernährung lässt sich das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung minimieren. Foto: iStock/noipornpan

Eine künstliche Herzklappe, die einem 80-Jährigen innerhalb von 30 Minuten eingesetzt wird. Ein Eventrekorder, der unbemerktes Vorhofflimmern aufdeckt. Zu Hause vom Patienten gemessene Gesundheitswerte, die über ein Tablet automatisch an ein Zentrum für kardiovaskuläre Telemedizin übertragen werden. Herzschrittmacher, die so klein wie eine Zwei-Euro-Münze sind. Dies sind nur einige von vielen Beispielen, inwiefern die Versorgung von Herzpatienten immer weiter verbessert worden ist.

Todesursache Nummer eins

Den Fortschritten in der Medizin und Medizintechnik ist es zu verdanken, dass die Sterblichkeit aufgrund von Herz-Kreislauf-Krankheiten im Laufe der Zeit gesunken ist. Der Trend zeigt sich zum Beispiel besonders im Fall der Herzinsuffizienz: Laut dem neuesten „30. Deutschen Herzbericht 2018“ ist die Zahl der Sterbefälle innerhalb eines Jahres um mehr als 7.000 gesunken. Das entspricht einem Minus von 15 Prozent. „Diese Entwicklung ist erfreulich, sie lässt nicht nur auf eine Verbesserung der ambulanten und stationären medizinischen Versorgung, sondern auch auf Verbesserungen in der Vorsorge von Herzerkrankungen schließen“, kommentiert Prof. Dr. med. Dietrich Andresen, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. Ihren Schrecken verloren hätten sie jedoch noch lange nicht. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind immer noch Haupttodesursache. Darüber hinaus lässt sich beobachten, dass deutlich mehr Menschen wegen Erkrankungen des Herzens in Krankenhäusern behandelt werden mussten als noch vor wenigen Jahren. Im Jahr 2017 gab es mehr als 1,71 Millionen Krankenhauseinweisungen. Das sind über 37.800 mehr als im Jahr 2015 – ein Anstieg um 1,5 Prozent. 

Nachholbedarf in der Prävention bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Die wichtigsten beeinflussbaren Risikofaktoren sind kardiometabolische Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Adipositas sowie gesundheitsbeeinträchtigende Verhaltensweisen wie Rauchen, mangelnde Bewegung und ungesunde Ernährung. Was die lebensstilbedingten Volkskrankheiten und deren frühzeitige Vorbeugung anbelangt, ist zwar 2015 extra ein Gesetz, das sogenannte Präventionsgesetz (PrävG), in Kraft gesetzt worden. Es sieht vor, dass Gesundheitsförderung und Prävention auf jedes Lebensalter und in alle Lebensbereiche ausgedehnt werden sollen. Allerdings zeige das Gesetz bislang in puncto Herz-Kreislauf-Erkrankungen kaum Wirksamkeit: Immer noch seien 30 Prozent der Reha-Herzpatienten Raucher, 22 Prozent hätten Diabetes, 18 Prozent seien stark übergewichtig, resümierte Professor Rainer Hambrecht von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie bei der Vorstellung des aktuellen Herzberichtes im Februar dieses Jahres.

Der Report brachte auch zutage, dass Menschen mit einer koronaren Herzkrankheit (KHK), bei denen es aufgrund verengter Herzgefäße zu einem erhöhten Risiko für einen Herzinfarkt kommt, ungesünder leben als noch vor fünf Jahren. Programme müssten folglich intensiver auf besonders gefährdete Bevölkerungsteile konzentriert werden, so die Forderung des Experten. „Die medizinische Versorgung ist ein Eckpfeiler. Darüber hinaus sollten aber Länderministerien mehr in Vorsorge-Programme investieren, die zur Schaffung förderlicher Bedingungen für ausreichend Bewegung, gesunde Ernährung in Kitas, Schulen, Betrieben besonders in benachteiligten Wohnquartieren beitragen“, so der Bremer Herzspezialist. 

Forschung vorantreiben

Angesichts der noch immer insgesamt zu hohen Zahl an Todesfällen, die bei manchen Herzkrankheiten seit einiger Zeit stagniert, fordern Experten eine „Dekade gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen“. Ein Pendant zur zu Beginn dieses Jahres ausgerufenen „Nationalen Dekade gegen den Krebs“, bei dem die Regierung die Forschung ins Zentrum stellt, um Patienten eine Spitzenmedizin zu gewährleisten. Auch bei der deutschen Bevölkerung steht die Bekämpfung von Krebs ganz oben auf der Prioritätenliste. Laut der Studie „Einstellungen zu Wissenschaft und Forschung“, bei der Ende 2017 rund 1.000 Personen befragt wurden, ist den Deutschen medizinischer Fortschritt besonders wichtig. Allerdings sehen sie den größten Forschungsbedarf bei Krebs (86 Prozent) und Demenz beziehungsweise Alzheimer (70 Prozent). Dann erst folgen Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Schlaganfall: 50 Prozent; Herzinfarkt 42 Prozent). Letztendlich kommt es darauf an, dass Forschungsergebnisse und Innovationen der Medizintechnik schnell dort ankommen, wo sie gebraucht werden: nämlich beim Patienten. In der Hoffnung, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen irgendwann nicht mehr die Liste der häufigsten Todesursachen anführen.

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