Schonendere Eingriffe

Von Erste Hilfe bis Telemonitoring

Von Tobias Lemser · 2021

Gerät das Herz in Stillstand, zählt jede Minute. Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes ist es essentiell, schnellstmöglich Erste Hilfe zu leisten, damit der Körper wieder mit Sauerstoff versorgt wird. Doch worauf kommt es dabei an und was hat sich technisch getan, um die Patienten auch im Nachhinein unter Kontrolle zu haben?

Eine am boden liegende Person, die gerade vone einer anderen reanimiert wird.
Im Fall eines Herz-Kreislauf-Stillstands sollte sofort mit einer Herzmassage begonnen werden. Foto: iStock / SeanShot

Es waren die Bilder der diesjährigen Fußball-Europameisterschaft, die uns wohl noch lange in schockierender Weise in Erinnerung bleiben: Mitten im Vorrundenspiel gegen Finnland kollabierte der Däne Christian Eriksen auf dem Rasen. Herzstillstand! Minutenlang musste der Mittelfeldspieler vor Ort reanimiert werden. Erst im Krankenhaus die entwarnende Nachricht: keine Lebensgefahr mehr. Wie der dänische Mannschaftsarzt bekanntgab, haben Herzrhythmusstörungen die Herzattacke ausgelöst, mit der Folge, dass Eriksen einen Defibrillator bekam – Geschichten wie diese, die uns nicht nur zeigen, wie sehr unser Leben am seidenen Faden hängt, wenn unserem Lebensmotor die Kraft ausgeht, sondern auch wie entscheidend es sein kann, Erste Hilfe zu leisten. 

Erste-Hilfe-Maßnahmen

Beispiel Herzinfarkt: eine Ex­tremsituation für Angehörige und Ersthelfende, bei der im Laufe der Rettungsmaßnahmen häufig Fehler gemacht werden, wodurch lebenswichtige Zeit verloren geht. Besonnen zu reagieren und ohne zu zögern – egal, zu welcher Zeit – den Rettungsdient unter der Nummer 112 zu alarmieren, lautet das Gebot der Stunde. Besonders wichtig am Telefon zu erwähnen, ist vor allem das Vorliegen eines Herzinfarktverdachts. Auch wird dringend gemahnt, erst dann aufzulegen, wenn die Leitstelle keine Rückfragen mehr hat. Ebenso wichtig: Werden zusätzliche Ersthelfer:innen benötigt, gilt es vor Ort befindliche Personen direkt anzusprechen und in die Hilfe einzubeziehen. Wie die Erfahrung zeigt, führt das ungezielte Fragen in die Runde zumeist nicht zum Erfolg. Und: Etwas falsch machen kann nur derjenige, der nichts tut.

Ist die Person bei Bewusstsein, ist sie mit erhöhtem Oberkörper zu lagern – die beste Position, um das Herz zu entlasten. Ist dagegen kein Puls mehr festzustellen, liegt ein Kreislaufstillstand vor, dem mit sofortigen Wiederbelebungsmaßnahmen per Defibrillator oder Herzdruckmassage entgegnet werden muss. Dann heißt es: senkrecht rund sechs Zentimeter tief mit dem Handballen auf das untere Brustbein drücken – 100 Mal pro Minute. Als gedankliche Hilfestellung gilt weitverbreitet der Takt des Songs „Stayin‘ Alive“ von den Bee Gees.

Schonendere Eingriffe 

Mehr als 212.000 Herzinfarkte werden jedes Jahr in deutschen Kliniken behandelt. Mit knapp 640.000 Fällen ist die Koronare Herzkrankheit (KHK) der häufigste Grund für eine stationäre Therapie. Rund 493.000 Patient:innen mussten im Jahr 2019 wegen Herzrhythmusstörungen stationär behandelt werden. An dritter Stelle mit 487.000 Fällen liegt die Herzinsuffizienz. Die gute Nachricht, trotz alledem: Dank immenser Fortschritte in der Therapie, kann vielen Betroffenen heutzutage gut geholfen werden. So beispielsweise bei einer erkrankten Herzklappe. Denn nicht nur die künstlichen Herzklappen selbst werden immer filigraner und bestehen aus verträglicheren Materialien, auch die Verfahren, wie die Herzklappenprothesen ins Herz gelangen, entwickeln sich stetig weiter. Nachdem über Jahrzehnte die OP am offenen Herzen als alternativlos galt, ist heute immer häufiger die kathetergestützte Aortenklappen­implantation, kurz TAVI, das Mittel der Wahl. Zumeist werden diese Eingriffe per Katheter entweder durch die Leiste oder über einen kleinen chirurgischen Schnitt an der Herzspitze durchgeführt. In Deutschland ersetzen Chirurg:innen die Aortenklappe mittels TAVI jährlich rund 21.000 Mal. Dagegen finden nur noch 8.000 bis 9.000 Operation am offenen Herzen statt.

Telemedizinische Überwachung

Ebenso für Patient:innen erleichternd ist die postoperative Betreuung. Diese erfolgt nämlich inzwischen immer häufiger telemedizinisch. Mit weiter steigender Tendenz, denn zukünftig wird die telemedizinische Behandlungsmethode fester Bestandteil der Regelversorgung. Das Ziel der neuen Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses wird darin liegen, die Arbeit der Kardiologen durch ein umfassendes Telemonitoring, das von einem spezialisierten Zen­trum durchgeführt wird, zu ergänzen. Klar ist jedoch auch: Hierfür braucht es die Mithilfe der Patient:innen. Nachdem diese täglich eigenständig ihre Daten zu Herzschlag, Sauerstoffsättigung oder Blutdruck erfasst haben, werden diese automatisch an das telemedizinische Behandlungszentrum übertragen. Und: Liegen die Werte nicht im Normbereich, können Ärzt:innen umgehend reagieren.

Quellen:
kardionet
Malteser
BNK

Alarmzeichen für einen Herzinfarkt

  • Starke, länger als fünf Minuten anhaltende Schmerzen hinter dem Brustbein
  • Ausstrahlende Schmerzen in den linken Arm oder beide Arme, Hals oder Schulterblätter
  • Engegefühl, heftiger Druck oder Brennen im Brustkorb
  • Blasse, fahle Gesichtsfarbe
  • Kalter Schweiß auf Stirn und Oberlippe
  • Atemnot und Unruhe
  • Eventuell Übelkeit und Erbrechen
  • (Todes-)Angst
  • Schwindel, Schwächegefühl und eventuell Bewusstlosigkeit
  • Ernstes Warnsignal: nächtliches Erwachen mit Schmerzen im Brustkorb

Quelle: www.herzbewusst.de, 2021

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