Volkskrankheiten

Auf leisen Sohlen

Von Nadine Effert · 2024

Eine Krankheit, viele Betroffene und große Herausforderungen – so die simple Zusammenfassung einer Volkskrankheit. Das Problem: Vermeidbare Risikofaktoren werden unterschätzt, und es gibt Nachholbedarf in puncto Gesundheitsförderung und Prävention.

Eine Wissenschaftlerin im weißen Laborkittel und blauen Handschuhen betrachtet konzentriert eine Probe durch ein Mikroskop. Im Hintergrund sind weitere Laborgeräte und eine weitere Person unscharf zu sehen.
Das Engagement der Forschung im Kampf gegen Volkskrankheiten ist groß. Foto: iStock / gorodenkoff

Viele Volkskrankheiten sind sogenannte stumme Killer, heißt: Sie bleiben lange unbemerkt, können dann jedoch tödlich enden. Dazu zählen unter anderem Krebs, die Lungenkrankheit COPD, Herzleiden und Bluthochdruck (arterielle Hypertonie), den die Weltgesundheitsorganisation WHO jüngst als einen solchen bezeichnet hat. „Das Bild mag drastisch erscheinen, hat aber einen wahren Kern. Die Erkrankung ist oft lange symptomlos, schlägt dann aber lebensbedrohlich zu“, erklärt Prof. Dr. Markus van der Giet, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga

Der Experte gibt darüber hinaus zu bedenken, dass die Bedeutung von Bluthochdruck in der Bevölkerung massiv unterschätzt würde. „Wenn ich mir die 10-Jahres-Überlebensrate meiner Patientinnen und Patienten anschaue, die ihre Medikamente weglassen, ist diese erschreckend gering. Ein unbehandelter Bluthochdruck ist letztlich gefährlicher als viele Krebsarten.“ Grund ist ein stark erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall, Herzinfarkt oder ein Nierenversagen. Durch eine bessere Früherkennung, etwa durch Präventionsprogramme mit Blutdruckscreenings, und Versorgung der Betroffenen könnten laut Deutscher Hochdruckliga weltweit bis 2050 76 Millionen Todesfälle vermieden werden.

Krankes Herz

Eine verbesserte Früherkennung wäre im Fall von Herz-Kreislauf-Krankheiten wünschenswert. In Deutschland sind sie laut Statistischem Bundesamt verantwortlich für etwa ein Drittel aller Sterbefälle und damit Todesursache Nummer eins – im Jahr 2022 sind rund 360.000 Menschen daran verstorben. Der Deutsche Herzbericht 2022 nennt als häufigste Todesursache die koronare Herzkrankheit (KHK), auf deren Konto zudem etwa 80 Prozent der 65.000 Fälle eines plötzlichen Herztodes gehen. 

Eine der häufigsten Herzkrankheiten sind Herzrhythmusstörungen. Fast 450.000 Personen wurden deshalb in Kliniken behandelt, über 28.000 Menschen starben im gleichen Jahr daran. „Diese Zahlen sprechen klar für den enormen Bedarf an Aufklärung und Information für Menschen mit Rhythmusstörungen oder einem erhöhten Risiko für dieses Herzleiden aufgrund von KHK, Herzschwäche, Bluthochdruck oder angeborenem Herzfehler“, betont Prof. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. 

Risikofaktoren vermeiden bei Volkskrankheiten

Die gute Nachricht: Die Ursachen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weitgehend verstanden. Entsprechend lässt sich mit bestimmten Maßnahmen, darunter die Behandlung kardiometabolischer Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen und Adipositas, und dem Vermeiden gesundheitsbeeinträchtigender Verhaltensweisen wie Rauchen, körperliche Inaktivität und ungesunde Ernährung gegensteuern. Rauchen ist einer der gefährlichsten vermeidbaren Risikofaktoren: So weist die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe darauf hin, dass Rauchende ein etwa doppelt so hohes Risiko für einen Schlaganfall und ein doppelt bis vierfach erhöhtes Risiko für eine Gehirnblutung haben. Darüber hinaus ist Rauchen eine der häufigsten Ursachen für Krebs; 80 bis 90 Prozent der Menschen mit COPD greifen zur Zigarette oder haben in der Vergangenheit geraucht. Auch im Fall der chronischen Nierenerkrankung, die sich auch erst im fortgeschrittenen Stadium bemerkbar macht, müsse neben genetischen auch über beeinflussbare Risikofaktoren, wie etwa natriumreiche Nahrung, nachgedacht werden, meint der epidemiologische Forscher Ryosuke (Ryo) Fujii. „Körperliche Aktivität ist gut für die Nierenfunktion, übermäßiger Alkoholkonsum und Rauchen dagegen stellen Risikofaktoren dar. Durch Kombination aller Faktoren können wir zu einer individualisierten Prävention gelangen.“

Egal, um welche Krankheit es sich handelt, Forschung ist das A und O – für optimierte Präventionsstrategien, um das Leben der Patientinnen und Patienten zu verbessern und zu verlängern sowie die Krankheitslast durch Erfolg versprechende Therapien zu verringern.

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