Studienwegweiser in der Forschung

Herzgesundheit: am Puls der Zeit

Von Mark Krüger · 2023

Wie erleichtern intelligente Technologien die Diagnose? Haben Nahrungsergänzungsmittel einen Einfluss auf die Herzgesundheit? Was kann die Überlebenschance nach einem Herzstillstand verbessern? Lassen sich mithilfe einer App Herz-Kreislauf-Krankheiten vermeiden? Hier kommen Antworten auf Fragen, von denen die Herzgesundheit profitiert – heute und zukünftig.

Eine futuristisch-digitalisierte KI-Darstellung eines Herzens
Auch die Kardiologie profitiert von der Digitalisierung in der Medizin. Foto: iStock / Arkadiusz Warguła

Ohne Innovationen in der Medizin wäre ein langes Leben undenkbar. Forschung ist das A und O – um Krankheiten besser zu verstehen, sie früher zu erkennen und besser therapieren zu können. Angesichts der Tatsache, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland die häufigste Todesursache sind, sind weitere Fortschritte in der Herz-Kreislauf-Medizin unabdingbar.

Studienwegweiser in der Forschung bestätigt Kardioprotektive Wirkung von Q10 und Selen

Menschen zwischen 77 und 88 Jahren, die hochwertiges Q10 und Selen einnehmen, sind deutlich seltener von schweren kardialen Ereignissen betroffen. Das ist das Ergebnis der sogenannten KiSel-10-Studie. Das Sterberisiko infolge von Herzproblemen ist dem Team um Prof. Urban Alehagen zufolge in der Verumgruppe, die über einen Zeitraum von vier Jahren täglich 200 Milligramm Coenzym Q10 (Ubiquinon) und 200 Mikrogramm organische Selenhefe zu sich nahmen, signifikant reduziert – und zwar um 54 Prozent. Während des Interventionszeitraums wurden die Studienteilnehmenden, so auch die Placebogruppe, regelmäßig untersucht. Das Resultat konnte nun, zehn Jahre nach Interventionsbeginn, im Rahmen einer Folgestudie bestätigt werden – laut dem Forscherteam ein Beweis für die anhaltende kardioprotektive Wirkung dieser Wirkstoffkombination auf die Herzgesundheit. Warum der Effekt anhält, sei Gegenstand weiterer Untersuchungen.

Leben nach einem Herzstillstand

Ein Wissenschaftlerteam der Universitätsklinik Freiburg im Breisgau hat eine Behandlungsmethode entwickelt, die Menschen nach einem Herzstillstand bessere Überlebenschancen bietet. In Deutschland erleiden jährlich etwa 65.000 Menschen einen Herz-Kreislauf-Stillstand, der schnell und meistens völlig unverhofft eintritt. Das Besondere an dem im Sommer 2021 vorgestellten Konzept „Controlled Automated Reperfusion of the whole Body“, kurz CARL, ist eine eigens entwickelte spezielle, mobile Herz-Lungen-Maschine zur Reanimation. Ein hoher, pulsartigr Blutdruck im Therapieverlauf versorgt dabei das Gehirn schnell wieder mit Sauerstoff, wodurch zukünftig die sonst üblichen Gehirnschäden nach Herzstillstand verringert werden können. Um erste, vielversprechende Ergebnisse abzusichern, ist eine Studie an drei europäischen Universitäten geplant.

Herzgesundheit digital

Blutdruck, LDL-Cholesterin, Herzfrequenz, Gewicht und Langzeitblutzucker – diese Gesundheitswerte geben Hinweise auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen und das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Nicht ohne Grund werden diese Parameter bei Gesundheits-Checks unter die Lupe genommen. Mit der neuen HerzFit-App der Deutschen Herzstiftung können die Werte ganz einfach kontinuierlich dokumentiert, kon­trolliert und eingeordnet werden. In der HerzFit-App ist zudem ein von Fachleuten entwickelter Risikorechner integriert, mit dem das Herzalter bestimmt werden kann. „Ein schlechtes Ergebnis bedeutet nicht, dass man dem Herzinfarkt oder Schlaganfall hilflos ausgeliefert ist, sondern es sollte als Aufforderung betrachtet werden, etwas für die Herzgesundheit zu tun“, erklärt Herzstiftung-Vize-Vorsitzender Prof. Dr. med. Heribert Schunkert. „Die HerzFit-App gibt hierzu konkrete Handlungsanweisungen, wie das Risiko gesenkt und einer Herzerkrankung möglichst frühzeitig entgegengesteuert werden kann.“ Die HerzFit-App ist kostenfrei im Apple Store oder im Google Play Store verfügbar.

Im Zeichen der Liebe

Liebe tut dem Herzen gut. Forschende der University of Arizona belegten in einer Studie die positiven Veränderungen von Gesundheitsparametern, wenn Menschen sich in einer Beziehung wohlfühlen. Das Wissenschaftlerteam kamen zu dem Schluss, dass die Anwesenheit eines liebenden Partners signifikant Stress reduzieren und den Blutdruck senken kann, was wiederum das Herz schützt. Unter anderem Bluthochdruck ist neben dem Alter und Diabetes mellitus ein relevanter Risikofaktor für Vorhofflimmern. Die auch als Herzstolpern bezeichnete Erkrankung ist die häufigste Herzrhythmusstörung. Über 1,6 Millionen Menschen in Deutschland sind davon betroffen.

KI bei angeborenen Herzfehlern

Bei der Früherkennung von angeborenen Herzfehlern bei Säuglingen kann in Zukunft Künstliche Intelligenz (KI) zum Einsatz kommen und den klinischen Alltag verbessern. Wie Julia Vogt vom ETH AI Center vor Kurzem in der „Netzwoche“ berichtete, wird in Zürich aktuell an einer automatisierten Analyse von Echokardiogrammen beziehungsweise Ultraschallvideos zur Erkennung der pulmonalen Hypertonie (PH) bei Neugeborenen und Säuglingen geforscht. Über den Deep-Learning-Ansatz „interpretable prediction of pulmonary hypertension in newborns (IP-PHN)“ kann unter anderem der Schweregrad der PH automatisch bewertet werden, ohne dass mühsame manuelle Messungen der Herzkammern wie beim klinischen Standardarbeitsablauf erforderlich seien. 

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