Arrhythmie

Diagnose am Handgelenk?

Von Nadine Effert · 2023

Stolpern, kurze Aussetzer, veränderte Geschwindigkeit: Herzrhythmusstörungen sind meist harmlos, können aber auch lebensbedrohlich sein – wie das Vorhofflimmern mit der Folge Schlaganfall. Sogenannte Wearables sollen Rhythmusstörungen frühzeitig aufdecken. Doch halten die digitalen Helfer, was sie versprechen?

Eine Ärztin liest die Werte eines Wearables am Handgelenk einer Person ab.
Um korrekte Werte zu erhalten, müssen Smartwatches korrekt bedient werden. Foto: iStock / DragonImages

Etwa 60- bis 100-mal pro Minute: So oft schlägt ein gesundes Herz. Tut es dies unregelmäßig, schneller oder langsamer, spricht man von Herzrhythmusstörungen. Mit 1,6 Millionen Betroffenen in Deutschland, vor allem in der Altersgruppe 65 plus, ist Vorhofflimmern die häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung. Die chronische Herzkrankheit kann einen Schlaganfall, verursacht durch ein in den Kopf gewandertes Blutgerinnsel, zur Folge haben. Nicht selten bleibt ein Vorhofflimmern unbemerkt. Denn um die Rhythmusstörung zweifelsfrei zu diagnostizieren, muss ein Elektrokardiogramm (EKG) in dem Moment geschrieben werden, in dem das Ereignis stattfindet. Abhilfe dafür sollen moderne Smart­watches schaffen.

Medizinische Funktionen

Mal eben das Wetter checken, zu Hause anrufen oder einen Blick auf den Kalorienverbrauch werfen: Sogenannte Wearables zieren immer mehr Handgelenke. Dem Branchenverband GFU zufolge gingen in Deutschland allein im letzten Jahr rund 7,4 Millionen Stück über die Ladentheke. Einige der Mini-Computer am Handgelenk messen den Puls und erstellen sogar einfache EKGs inklusive Warnfunktion für Vorhofflimmern. „Smartwatches entwickeln sich tatsächlich zunehmend in Richtung kleiner medizinischer Diagnosegeräte“, bestätigt der Kardiologe Prof. Dr. med. Thomas Meinertz vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung. Einige Modelle seien bereits als Medizinprodukte zertifiziert worden, und die Zuverlässigkeit bei der Pulsmessung läge, ähnlich exakt wie bei der Messung mit einem Brustgurt, bei 90 Prozent. 

EKG ist bei einer Arrhythmie genauer

Für die Erstellung eines EKGs muss durch das Drücken eines Sensors ein 30-sekündiger Messvorgang ausgelöst werden, wobei das Gerät den elektrischen Impuls misst, der jeden Herzschlag auslöst. Das Resultat: ein 1-Kanal-EKG, welches laut Untersuchungen Herzrhythmusstörungen zuverlässiger identifizieren kann als bei einer reinen Pulsmessung. Mit Einschränkungen: „Die 1-Kanal-EKG-Erfassung ermöglicht nicht die Erkennung von Durchblutungsstörungen des Herzmuskels. Weder die Apple Watch noch andere Smartwatches sind daher dafür geeignet, einen Herzinfarkt oder bösartige Herzrhythmusstörungen zu erkennen“, warnt Meinertz. Und: Um aus den Messungen die richtigen Schlüsse für die weitere Diagnostik und Therapie zu ziehen, sei eine fachmedizinische Untersuchung unabdingbar.

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