Herzrhythmusstörungen

Dem Vorhofflimmern auf der Spur

Von Nadine Effert · 2018

Stolpern, kurze Aussetzer, veränderte Geschwindigkeit: Herzrhythmusstörungen können sich unterschiedlich bemerkbar machen. Manche sind harmlos, andere können lebensbedrohlich sein – wie das Vorhofflimmern mit der Folge Schlaganfall. Die am häufigsten zu behandelnde Arrhythmie kann heute zum Glück besser diagnostiziert werden. Auch den Ursachen sind Forscher aktuell auf den Fersen.

Mediziner malt Herz im Stil eines EKGs. Thema: Herzrhythmusstörungen
Bei Herzrhythmusstörungen gerät der Herzschlag aus dem Takt.

Als Ludwig Schneider in seinem Garten das Laub zusammenfegt, sind sie plötzlich da, die vertrauten, aber zugleich beängstigenden Symptome: ein lautes, schnelles Pochen, leichte Atemnot, Schwindel. Der 69-Jährige hat ein Vorhofflimmern, bei dem eine gestörte Vorhof-Kontraktion dazu führt, dass pro Herzschlag nur noch eine reduzierte Menge an Blut von den beiden Herzkammern in die Blutgefäße befördert wird. Etwa 1,8 Millionen Deutsche sind betroffen – primär in der Altersgruppe 65 plus, da das Risiko mit zunehmendem Alter exponentiell ansteigt. Vorhofflimmern selbst ist zwar nicht lebensbedrohlich, kann aber gefährliche Folgen haben: zum Beispiel einen Schlaganfall, verursacht durch ein in den Kopf gewandertes Blutgerinnsel. 

Herzrhythmusstörungen: Erkrankung schneller erkennen

Nicht selten bleibt ein Vorhofflimmern unbemerkt. Und: Selbst bei Verdacht auf die chronische Krankheit stoßen Ruhe- und Langzeit-EKG oft an ihre Grenzen. Denn um sie zweifelsfrei zu diagnostizieren, muss ein EKG in dem Moment geschrieben werden, in dem das Ereignis stattfindet. Die Lösung sind mobile EKG-Rekorder und moderne implantierbare Herzmonitore, die den Rhythmus des Organs unter Dauerbeobachtung stellen und somit die Diagnostik von unklaren Herzbeschwerden immens verbessern. Auf Basis der Auswertungen können zudem für den einzelnen Patienten sinnvolle Therapiemaßnahmen wie Anpassung der Medikation oder eine Katheterablation, bei der krankhafte Bereiche im Herzmuskelgewebe gezielt verödet werden, rasch eingeleitet werden. Ziele: Symptome lindern und das Risiko der Gerinnselbildung reduzieren.

Ursachenklärung für neue Therapien

Die genauen Ursachen kennen, um besser und früher bei erhöhtem Risiko mit einer Therapie ansetzen zu können, dieses Ziel verfolgt Dr. med. Constanze Schmidt von der Uniklinik Heidelberg. Sie fand heraus, dass bei Patienten ein bestimmter Kaliumionenkanal in den Herzmuskelzellen besonders häufig vorkommt. Würde der sogenannte TASK-1-Kaliumkanal blockiert, könnte dies ein Vorhofflimmern verhindern, so die These der Wissenschaftlerin. „Dank dieser Erkenntnisse können wir Rhythmusmedikamente gezielter auf die Regulierung des TASK-1-Kaliumkanals ansetzen, um die Herzerkrankung zu behandeln. Das stellt einen neuen therapeutischen Ansatz für eine individualisierte antiarrhythmische Therapie dar.“ Erste Tests an Schweinen mit einem entsprechenden Medikament waren erfolgreich. Gibt es grünes Licht von der Ethikkommission, kann das Mittel an Patienten getestet werden.

Dr. Heart über die Behandlungsstrategien bei Vorhofflimmern

Wussten Sie schon, dass ...

… die meisten Menschen von Zeit und Zeit Herzrhythmusstörungen haben? Sie sind jedoch meist harmlos. 

... weltweit ein bis zwei Prozent der Bevölkerung von Vorhofflimmern betroffen sind? Bis zum Jahr 2050 rechnen Experten mit einer Verdopplung der Zahl  aufgrund des demografischen Wandels.

... exzessiver Alkoholkonsum insbesondere bei Jugendlichen Vorhofflimmern auslösen kann? Im Fall von mehrtägigem „Komasaufen“, wie etwa auf Mallorca zu beobachten, spricht man daher vom „Holiday-Heart-Syndrom“.

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