KI in der Medizin

„Dr. KI“ erkennt Hang zu Vorhofflimmern

Von Nadine Effert · 2020

Dass Künstliche Intelligenz (KI) bereits zuverlässig Krebs feststellen kann, belegen wissenschaftliche Studien. Jetzt haben die „Maschinen“ ihren smarten Scheinwerfer auf das Herz gerichtet. Zumindest, wenn es um ein in Florida entwickeltes KI-System geht. Es erkennt Muster von Vorhofflimmern, die der Arzt auf dem EKG nicht sieht.

EKG-Zeile mit einem Mediziner, der ein Gummi-Herz in die Kamera hält
Foto: iStock / Mongkolchon Akesin

Es klingt ein wenig nach Science-Fiction: Da soll es eine Technik geben, die in der Lage ist, Muster von Herzrhythmusstörungen zu erkennen, selbst wenn die Pumpe bei einem Gesundheitscheck gar nicht auffällig ist. Da erblasst zurecht das klassische Standard-Elektrokardiogramm (EKG) und die Medizinwelt ist verblüfft angesichts dieser Nachricht der Wissenschaftler der Mayo Clinic in Florida, die im Fachjournal „The Lancet“ veröffentlicht wurde.

KI in der Medizin: Schlaganfälle vermeiden

Fakt ist: Schlaganfälle sind die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Jährlich sind rund 270.00 Menschen betroffen, etwa 20 Prozent sterben innerhalb von vier Wochen. Zu den häufigsten Ursachen gehören unbehandelte Herzrhythmusstörungen. Der von den US-Forschern entwickelte Deep-Learning-Algorithmus wurde an insgesamt knapp 650.000 EKG-Aufnahmen von rund 180.000 Patienten trainiert, bestätigt und getestet. Er erkennt auf Basis nur einer EKG-Aufzeichnung ein wiederkehrendes Vorhofflimmern auch dann, wenn im Moment der zehn-sekündigen Aufzeichnung keine Auffälligkeiten vorkommen – und das mit einer Sicherheit von fast 80 Prozent. 

Ziel: verbesserte Behandlung 

Die Medizinforscher sehen in ihrer KI-gestützten Diagnose eine große Chance: Schlaganfall-Patienten mit Herzrhythmusstörungen könnte damit eine schnellere und spezifischere Behandlung ermöglicht werden. Zudem sei eine Überprüfung und gegebenenfalls frühzeitige Behandlung von Risikogruppen mit dem KI-Algorithmus denkbar. Durch die Gabe von Blutverdünnern kann ein Schlaganfall vermieden werden. Einziger Wehrmutstropfen aus Sicht der Wissenschaftler: Bis zur klinischen Anwendung ist es noch ein langer Weg, da sind sich an der Studie nicht beteiligte Experten weitestgehend einig. So kann aus Florida zum Beispiel nicht die Frage beantwortet werden, welcher Signale aus dem EKG sich der Algorithmus für seine Einschätzung bedient. Zudem bräuchte es weitere Untersuchungen, um die Ergebnisse zu verifizieren und das System auf Alltagstauglichkeit zu testen. Dennoch zeigt dieses Beispiel, wie viel Potenzial in der Künstlichen Intelligenz in den Diensten des medizinischen Fortschrittes steckt und wo die „Science-Fiction-Reise“ in Zukunft hingehen könnte.

Quellen:
www.bmbf.de/
www.bitkom.org/

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