Subkutaner Defibrillator

„Mein Lebensretter ist immer dabei“

Von Nadine Effert · 2020

Porträt: Katharina Bauer

Die 29-jährige Stabhochspringerin Katharina Bauer leidet seit ihrer Kindheit an Herzproblemen. Im April 2018 wurde ihr ein „Lebensretter“ transplantiert, der das Herz im Fall eines Stillstands reanimiert: ein subkutaner Defibrillator.

Können Sie sich an den Tag erinnern, an dem Ihnen zu einem Defibrillator geraten wurde?

Ich dachte, das sei der schlimmste Tag meines Lebens. Und ich hatte gefühlt 1.000 Fragen: Ist ein Defi nicht etwas für Ältere? Kann ich mein Leben wie bisher weiterleben? Heute weiß ich: Die Defi-Implantation war der beste Tag meines Lebens, denn nun habe ich meinen Lebensretter immer dabei.

Wie haben Sie die Zeit nach der Implantation empfunden?

Der Eingriff verlief sehr gut. Ich hatte drei Wochen Schmerzen im Brustbereich, danach war alles in Ordnung. Ich hatte ein top Physio-Team und eine eigene Yogalehrerin zur Seite, die mich schnell schmerzfrei bekommen haben. 

Sie sind Leistungssportlerin und wollten es trotz Defi auf jeden Fall bleiben. Das klingt nach Willensstärke und Zielstrebigkeit.

Ja, und Disziplin. Schon drei Wochen nach dem Eingriff war ich joggen und nach sechs Wochen habe ich meinen ersten Wettkampf mit 4,20 Meter gemeistert. Bis mein Körper den Ansprüchen des komplexen Stabhochsprungs wieder voll genügte, verging etwa ein halbes Jahr. Wichtig war auch die Wahl des Defis: Ich trage einen subkutan implantierbaren Defi. Der Defi und die Elektrode werden unter der Haut platziert. Anders als beim klassischen Modell wird die Elektrode nicht direkt im Herzen verankert. So kann ich meinen Sport weiter ausüben. Mit dem anderen Modell wäre dies nicht möglich. 

Schränkt Sie der Defibrillator im Alltag ein?

Eigentlich kaum. Ich muss mich von starken Magnetfeldern fernhalten. In der Sicherheitsschleuse des Supermarkts darf ich nicht stehen bleiben, beim Sicherheitscheck am Flughafen werde ich manuell abgetastet und mein Handy muss ich am rechten Ohr halten. Im Handbuch meines S-ICD steht genau, welche Geräte wie weit entfernt sein müssen, um sie zu benutzen. Mittlerweile ist das aber Routine. 

Hatten Sie Angst, Ihr Leben komplett umstellen zu müssen?

Als ich die Nachricht bekam, dass ich einen Defi benötige, definitiv! Aber dann fragte ich mich: „Warum sollte ich alles aufgeben müssen?“. Ich wollte dafür kämpfen, weiter Stabhochsprung als Leistungssport treiben zu können. Das Wichtigste ist, sich keine Grenzen zu setzen und in Ruhe zu schauen, wo der Weg hingeht. Aufgeben war nie eine Option für mich. 

Wie gehen Sie mit der Angst um, dass der Defi auslösen könnte?

Indem ich meine Gedanken umprogrammiere und mich von den Ängsten befreie. Es kommt immer darauf an, worauf mein Fokus liegt. Ich bin dankbar für jeden gesunden Tag und dass der Defi ruhig bleibt. Es ist wichtig, dies selbst so zu empfinden.

Mehr erfahren?

Mehr Rat und Hilfe erhalten Sie unter: www.kardionet.de

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