Was kann man gegen Herzschwäche tun

Ein Pflaster fürs Herz

Von Tobias Lemser · 2025

Mehr als 460.000 Menschen müssen jedes Jahr mit einer Herzschwäche ins Krankenhaus. Um deren Lebenszeit zu verlängern und die Lebensqualität zu verbessern, gibt es immer innovativere Therapien. Noch in der laufenden Forschung, jedoch mit vielversprechenden Aussichten, ist ein Pflaster aus speziell gezüchteten Zellen.

Herzobjekt mit Klebeputz
Foto: iStock / takasuu

Ob koronare Herzkrankheit, Herzmuskelentzündung, Schlafapnoe oder Herzrhythmusstörungen: Es gibt eine Vielzahl an Ursachen, die unser Herz schwächen können. Das sogenannte insuffiziente Herz ist dann nicht mehr in der Lage, ausreichend Blut und damit genügend Sauerstoff durch den Körper zu pumpen – mit der Folge, dass die Organe und Gewebe geschädigt werden. Durch die Pumpschwäche staut sich in einigen Fällen das Blut in den zuführenden Gefäßen zurück. Es kommt somit zu Flüssigkeitsansammlungen (Ödemen) in den Geweben. Eine Herzinsuffizienz kann akut, etwa nach einem Herzinfarkt, oder sukzessive infolge einer chronischen Krankheit entstehen.

70 Prozent – Herz gesund

Wie stark eine Herzschwäche ausgeprägt ist, lässt sich in Zahlen verdeutlichen: Da das Herz bei jedem Herzschlag nicht das gesamte Blut, das sich im Herzen befindet, in die Blutgefäße pumpt, gilt es dann als gesund, wenn es bis zu 70 Prozent des aufgenommenen Blutes in den Blutkreislauf abgibt – das bedeutet, dass von 100 Millilitern Blut in der linken Herz-Hauptkammer mit einem Schlag 70 Milliliter ausgeworfen werden. Wirft das Herz weniger als 55 Prozent des Blutes aus, können erste Beschwerden wie Kurzatmigkeit bei kleineren Anstrengungen auftreten. Schwere Symptome, wie Erschöpfung und Atemnot in Ruhe, zeigen sich dagegen bei einer Herzleistung von weniger als 30 Prozent.

Da Herzinsuffizienz eine schwerwiegende Erkrankung ist, braucht es eine kontinuierliche Behandlung. Unbehandelt verschlechtert sich der Zustand der Betroffenen zumeist permanent. Eine zentrale Rolle in der Therapie spielen Medikamente. Sie sollen nicht nur das Herz entlasten und für eine höhere Belastbarkeit sorgen, sondern gleichermaßen die Lebensqualität steigern.

Was kann man gegen Herzschwäche tun: Innovative Implantate

Reichen Medikamente allein nicht aus, besteht die Option, den Betroffenen Unterstützungssysteme zu implantieren. Mittels elektrischer Signale sind diese in der Lage, das Herz regelmäßig schlagen zu lassen – nicht die einzige Innovation, die in den vergangenen Jahren die Herzmedizin auf ein neues Niveau gehoben hat. Beispielhaft hierfür ist ein linksventrikuläres Herzunterstützungssystem, kurz LVAD, das für Left Ventricular Assist Device steht – eine künstliche Pumpe, die speziell für die Behandlung einer schweren Linksherzinsuffizienz konzipiert wurde. So klein, dass sie komplett im Brustkorb verborgen ist, wird die Pumpe operativ am offenen Herz auf die linke Herzkammer aufgenäht. In der Folge kann wieder sauerstoffreiches Blut direkt aus der linken Herzkammer in die Hauptschlagader befördert werden. Zudem enthält das System ein Steuerkabel, das unterhalb der Rippen aus dem Körper herausgeleitet wird und mit besonders leistungsstarken Akkus verbunden ist. Läuft alles optimal, können die Patientinnen und Patienten wieder mobil sein, moderat Sport treiben und auf Reisen gehen.

Pflaster mit Zukunft

Alternativ dazu könnte zukünftig ein brandneues „Herzpflaster“ zur lebensrettenden Therapieoption werden. Wie Ende Januar in der renommierten Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht, prüfen dies Forschende der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) in Lübeck seit dem Jahr 2021 an Menschen mit schwerer Herzschwäche. Hergestellt aus speziell gezüchteten Zellen, besteht das innovative Pflaster aus lebendem Gewebe und wird direkt auf das geschädigte Herzareal aufgebracht – mit dem Ziel, die Funktion des Herzes zu unterstützen und somit die geschwächte Pumpkraft zu verbessern. Weiterer Vorteil dieser Methode: Der Eingriff erfolgt minimalinvasiv – ohne Einsatz der Herz-Lungen-Maschine. 
Sieben Patientinnen und Patienten wurden am Herzzentrum des UKSH bereits damit behandelt, darunter der erste Patient, der die maximale Dosis von 800 Millionen Herzmuskelzellen erhielt. „Bei den behandelten Patienten konnten positive Effekte auf die Herzfunktion beobachtet werden“, sagt Prof. Dr. Stephan Ensminger, Direktor der Klinik für Herz- und thorakale Gefäßchirurgie des UKSH, und ist zuversichtlich, dass das Herzpflaster das Potenzial hat, mechanische Unterstützungssysteme in bestimmten Fällen zu ersetzen. „In den nächsten Jahren könnte das Herzpflaster eine zugelassene Standardtherapie für Menschen mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz sein.“

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