Puls messen per App

Die Smartwatch als Kardiologe

Von Pia Wegener · 2019

Das Herz stellt das Gesundheitswesen vor große Herausforderungen. Allein in Deutschland sind 1,8 Millionen Menschen von Herzrhythmusstörungen betroffen. Bei vielen Patienten bleibt dies lange unentdeckt und kann im schlimmsten Fall zum Schlaganfall führen. Doch die Mediziner machen Fortschritte. So helfen Apps auf Smartwatches den Patienten dabei, Vorhofflimmern rechtzeitig zu erkennen.

Die Smartwatch als Kardiologe
Foto: iStock/DragonImages

Die Digitalisierung kann auch in der Medizin vieles bewirken. Ein Beispiel ist die Erkennung gefährlicher Herzrhythmusstörungen über eine herkömmliche Smartwatch und sogar mittels eines Smartphones. Dass entsprechende Apps funktionieren, zeigt eine Studie, die in diesem Jahr von Wissenschaftlern des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) an der Universitätsmedizin Greifswald und Wissenschaftlern des Universitätsspitals Basel veröffentlicht wurde. In der kontrollierten Studie prüften die Mediziner und Wissenschaftler unter anderem, ob die Aufzeichnungen der Smartwatch mit den Ergebnissen eines mobilen Elektrokardiogramm-Geräts (EKG) übereinstimmen. Und tatsächlich ließen sich bei den 508 Teilnehmern mit und ohne Vorhofflimmern bei beiden Anwendungen gleich gute Ergebnisse erzielen. 

Puls messen per App: Korrekte Ergebnisse 

Quelle: Statista, 2018

Die Smartwatch-App misst dabei tagsüber und nachts den Puls des Patienten und kann den Rhythmus so genau auswerten. Beim Handy wiederum wird der Pulsrhythmus per Kamera und der aufgelegten Fingerkuppe aufgezeichnet. Das Smartphone misst selbst feinste Ausreißer und erstellt anschließend Pulskurven, die vom Arzt ausgewertet werden können. Durch die Messungen können Herzrhythmusstörungen schneller erkannt und das Schlaganfallrisiko deutlich minimiert werden, so die Hoffnung der Wissenschaftler.

Verunsicherung minimieren

Dass viele Patienten die Wearables bereits in Eigenregie zum Puls-Screening nutzen, bestätigt Prof. Philipp Sommer, Direktor der Klinik für Elektrophysiologie/ Rhythmologie der Universitätsklinik Bochum. „Wir werden in unseren Ambulanzen regelmäßig mit EKG-Aufzeichnungen dieser Geräte konfrontiert. Da die Qualität der Aufzeichnungen meist sehr gut ist, können wir diese einsetzen, um zumindest den Verdacht auf eine Diagnose zu lenken und diesem gezielt nachgehen zu können.“ Probleme sieht er noch in möglichen Fehlableitungen und falschen positiven Befunden, die zu Verunsicherung bei Patienten führen könnten. „Hier sind wir gefragt, entsprechende Strukturen zu schaffen, um die Welle der Digitalinformationen besser und mit weniger Zeitaufwand für die Ärzte abarbeiten zu können.“ Bevor Smartwatches und Smartphones also tatsächlich im Klinikalltag für ein Screening bei Risikopatienten eingesetzt werden, dürfte noch etwas Zeit vergehen. Eine größer angelegte von der EU finanzierte Studie zu dem Thema ist bereits in Arbeit. 

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