Herzpflaster

Reparatur mit 800-Millionen-Zellen-Pflaster

Von Mark Krüger · 2024

Bis zu vier Millionen Menschen leiden in Deutschland an Herzinsuffizienz, einer der häufigsten Todesursachen. Die Therapie-Optionen haben sich zwar rasant entwickelt, reparieren lässt sich der geschwächte Herzmuskel aber nicht. Das soll sich in Zukunft mittels künstlich gezüchteter Herzzellen ändern.

Zwei Hände halten vor grünem Hintergrund liebend ein gemaltes Herz.
Foto: iStock / Sewcream

Atemnot bei Belastung, generelle Leistungseinschränkung, Wassereinlagerungen in Füßen, Knöcheln oder Beinen: alles typische Anzeichen für eine oft schleichend beginnende Herzschwäche (Herzinsuffizienz), bei der das Herz nicht in der Lage ist, genügend Blut und Sauerstoff in den Körper und damit auch in die Organe zu pumpen. Die Herzinsuffizienz ist die häufigste Einzeldiagnose für eine stationäre Krankenhausbehandlung in Deutschland, zählt zu den zehn häufigsten Todesursachen und ist ein Hauptfaktor für den plötzlichen Herztod mit über 65.000 Todesfällen pro Jahr. Daher gilt: Beschwerden nicht leichtfertig abtun, denn eine frühe Therapie steigert die Lebenserwartung. Bringen Medikamente keine ausreichende Verbesserung der „Pumpschwäche“, kommen in fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung implantierbare medizinische Geräte infrage: beispielsweise ein Herzschrittmacher bei zu langsamem respektive schwachem Herzschlag oder ein Kardioverter-Defibrillator (ICD) bei lebensbedrohlichen Rhythmusstörungen. 

Herzpflaster zur Stärkung

Herzinsuffizienz, deren Hauptursachen andere Herzerkrankungen, wie am häufigsten die koronare Herzkrankheit, und Bluthochdruck in den Arterien sind, ist nach wie vor nicht heilbar. Ein echter Durchbruch wären neuartige Behandlungsoptionen für die Reparatur oder Regeneration des Herzes. Diesem nähergekommen sind jüngst Mediziner der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), indem sie ein im Labor gezüchtetes Gewebetransplantat im Rahmen einer Studie acht Patientinnen und Patienten mit schwerer Herzschwäche implantierten. Das „Herzpflaster“, das aus bis zu 800 Millionen Zellen besteht, soll durch den Wiederaufbau von Herzmuskelgewebe das Herz dauerhaft stärken. „Nach vielen Jahren der präklinischen Entwicklung und Forschung konnten wir jetzt zum ersten Mal die Übertragbarkeit biologischer Herzmuskelgewebeimplantate und darüber den Aufbau neuer Muskulatur im menschlichen Herz mit schwerer Herzmuskelschwäche zeigen“, sagt Prof. Dr. Stephan Ensminger, Direktor der Klinik für Herz- und thorakale Gefäßchirurgie am Universitären Herzzentrum Lübeck des UKSH und chirurgischer Leiter der Studie. Und das mit Erfolg: So konnte bei einem 66-jährigen Patienten nach der OP im Jahr 2022 die Herzleistung von zehn auf 35 Prozent gesteigert werden.

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